Seltan hat jemand seine körperlichen Defizite so offen ergründet wie John Updike in dieser romanhaft geschriebenen Autobiografie. Der amerikanische Autor leidet unter
Schuppenflechte (Psoriasis).
Das ist eine Stoffwechselstörung, die dazu führt, daß die Epidermis den
Prozeß der Selbsterneuerung, der normalerweise allmählich und unmerklich vor sich geht, deutlich beschleunigt und überschüssige Hautzellen produziert. Diese Schuppen bedeuten Scham für John
Updike - jahrzehntelang arbeitet er sich daran ab. Er sieht es die Krankheit als "Demütigung des Körpers".
Viele Skin Picker können bestens mitfühlen, wenn Updike davon schreibt, wie ihn die Krankheit zu einem krankhaft wasserscheuen Kind werden lässt, das sich wie eine "Mißgeburt" vorkam. In einem
Spiegel-Artikel wird
beschrieben, wie ihn das auch in den Narzißmus trieb, "wenn wir uns einen Narziß denken, dem nicht gefiel, was er sah". Heute würde man vielleicht von körperdysmorpher Störung sprechen. Und
allein schon der Titel des Buches: An Selbstwertgefühl mangelt es vielen von uns, aber Selbst-Bewusstsein - in dem Sinne, dass wir uns unserer selbst stets schmerzhaft bewusst sind - haben wir
mehr als genug.
Auf der anderen Seite ist er seiner defekten Haut auch in Dankbarkeit verbunden: "Wann immer ich in meinem schüchternen Leben ein wenig Mut und Originalität gezeigt habe, ist es wegen meiner Haut
geschehen." Sogar seine Heirat in jungen Jahren führt Updike auf die Schuppenflechte zurück: "Weil ich, kaum daß ich eine hübsche Frau gefunden hatte, die mir meine Haut verzieh, nicht
riskieren wollte, sie zu verlieren und mir eine andere suchen zu müssen." Ich sagte ja, schonungslos ehrlich.